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Farbmanagement in der Fotografie: Alles, was Du über Farbwiedergabe, Kalibrierung und Farbräume wissen solltest

Wenn Du Fotos von uns erhältst, möchtest Du sicher, dass die Farben lebendig und realistisch wirken – genau so, wie sie bei der Aufnahme und Bearbeitung beabsichtigt wurden. Doch die Farbwiedergabe kann je nach Gerät variieren, und genau hier kommt das Farbmanagement ins Spiel.

Die Farbmanagementkette: Von der Kamera bis zum finalen Output

Der Farbmanagementprozess beginnt bereits bei der Aufnahme eines Bildes mit unserer Kamera und endet erst, wenn Du das finale Bild in Händen hältst oder auf Deinem Bildschirm ansiehst. Diese Kette umfasst mehrere wichtige Schritte, die alle dazu beitragen, dass die Farben konsistent und genau wiedergegeben werden.

Kameraeinstellungen und Farbräume

Der erste Schritt in dieser Kette beginnt bei unserer Kamera. Professionelle Kameras können in sogenannten RAW-Formaten fotografieren, die alle Informationen beinhalten, die der Kamerasensor bei der Aufnahme erfasst hat. Da es sich um Rohdaten handelt, ist es eine Art “digitales Negativ”, das noch nicht entwickelt oder bearbeitet wurde. Ein RAW-Bild enthält in der Regel mehr Farbinformationen und einen größeren Dynamikumfang als andere Formate, was es ideal für die Nachbearbeitung macht.

Bildbearbeitung und Monitor-Kalibrierung

Nachdem wir die Bilder aufgenommen haben, folgt die Bildbearbeitung am Computer. Hier werden die Rohdaten interpretiert und in ein “normales” Bild umgewandelt. Ab diesem Zeitraum arbeiten die Systeme in sogenannten Farbräumen. Mehr dazu später. Bei der Arbeit am Monitor ist die Kalibrierung und Profilierung entscheidend. Bei der Kalibrierung wird der Monitor vermessen und das Ergebnis in ein Farbprofil gespeichert. Dieses dient dem Computer als eine Art Übersetzung zwischen den eigenen Farben und den Ausgabefarben des Monitors. Ein profilierter Monitor stellt sicher, dass die Farben und Helligkeiten so genau wie möglich wiedergegeben werden und wir bei der Bearbeitung die volle Kontrolle haben.

Digitale Ausgabe

Bei der digitalen Ausgabe wählen wird das fertig bearbeitete Bild aus der Bildbearbeitung exportiert und in eine Datei gespeichert. Diese enthält den gewählten Farbraum und codiert alle Farben entsprechend dieses Farbraumes. Farbräume sind entscheidend im Farbmanagement, da sie den Bereich der Farben definieren, die ein Gerät darstellen kann. Die wichtigsten Farbräume, die Du kennen solltest, sind sRGB, Adobe RGB und Display P3.

  • sRGB ist der am weitesten verbreitete aber auch der kleinste Farbraum und wird von den meisten Bildschirmen und Geräten unterstützt. Wenn Du Fotos auf einem älteren Computer oder Handy ansiehst oder ins Internet hochlädst, werden sie in der Regel im sRGB-Farbraum angezeigt.
  • Adobe RGB deckt einen größeren Bereich an Farben ab als sRGB, insbesondere im Bereich der Grüntöne. Dieser Farbraum wird oft in der professionellen Fotografie verwendet, da der Farbumfang sowohl Monitorfähigkeiten als auch die Möglichkeiten des Drucks relativ gut abdeckt.
  • Display P3 ist ein relativ neuerer Farbraum, der ursprünglich von Apple als Abwandlung des Kino-Farbraums DCI-P3 entwickelt, derweil aber zum defacto-Standard für hochwertige Monitore geworden ist. Er bietet eine ähnliche Farbpalette wie AdobeRGB, betont aber mehr den Bereich der Rottöne und ist in der digitalen Medienproduktion beliebt. Es ist unser Standardprofil für Deine digitalen Bilder, da es die beste Darstellung auf modernen Bildschirmen ermöglicht.

JPEG und HEIF sind gängige Dateiformate für die Speicherung und Weitergabe von Bildern, wobei beide Formate Farbinformationen effizient komprimieren, jedoch unterschiedliche Vor- und Nachteile in Bezug auf die Farbdarstellung bieten.

  • JPEG ist weit verbreitet und unterstützt den sRGB- und Adobe RGB-Farbraum. Es komprimiert Bilder verlustbehaftet, was zu einer Reduzierung der Bildqualität führen kann, besonders bei wiederholtem Speichern. In Bezug auf das Farbmanagement bietet JPEG eine solide, wenn auch begrenzte, Farbtiefe und wird häufig für den Webgebrauch und schnelle Bildverarbeitung verwendet.
  • HEIF (High Efficiency Image Format), das insbesondere von modernen Apple-Geräten genutzt wird, ist effizienter in der Kompression und unterstützt eine größere Farbtiefe (bis zu 10 Bit pro Farbkanal) als JPEG. Es bietet bessere Möglichkeiten zur Darstellung von Farben und Details bei kleineren Dateigrößen. HEIF unterstützt auch erweiterte Farbräume wie Display P3, was es ideal für die Darstellung auf Geräten mit modernen Bildschirmen macht.

Farbgenauigkeit im Druck

Farben werden auf gedruckten Medien oft anders dargestellt als auf digitalen Bildschirmen. Beim Drucken werden Farben durch Licht reflektiert, während sie auf Bildschirmen durch Licht emittiert werden. Verschiedene Druckmaterialien und Papiere können die Farben unterschiedlich darstellen. Glänzende Papiere verstärken oft die Farbintensität, während matte Papiere Farben weicher und gedämpfter wirken lassen. Bevor wir ein Bild drucken, nutzen wir daher ein sogenanntes Softproofing, um zu simulieren, wie die Farben auf unterschiedlichen Druckern oder Papiersorten aussehen werden. Dafür verwenden wir Ausgabeprofile, die den Farbraum des Druckers oder des Zielmediums simulieren. Dies gibt uns die Möglichkeit, die Farben anzupassen, bevor sie gedruckt werden. So können wir sicherstellen, dass das Endprodukt genau Deinen Erwartungen entspricht, unabhängig davon, ob es digital oder in gedruckter Form vorliegt. Daher empfehlen wir für optimale Ergebnisse, Drucke direkt über uns zu bestellen.

Farbwiedergabe auf Deinem Computer oder Handy

Je nach Gerät und Displaytechnologie können Farben unterschiedlich dargestellt werden. Ältere oder nicht kalibrierte Bildschirme zeigen Farben oft weniger präzise an. Auch durch Alterung können Probleme in der Darstellung entstehen. Zudem optimieren moderne Smartphones häufig ständig die Farbdarstellung um diese an die Umgebung anzupassen. Dies führt aber nicht immer dazu, dass die Farben tatsächlich präzise dargestellt werden. Auch die Übersetzung des Farbprofiles des Bildes in den Farbraum des Monitors kann zu Problemen führen, wenn Gerät oder Software die Profile nicht richtig verarbeiten: Farben werden dann den gespeicherten Zahlenwerten falsch zugeordnet. Was dann passiert seht ihr im folgenden Beispiel, in dem das linke Originalbild im Display P3 einmal ohne Farbmanagement als AdobeRGB (Mitte) und sRGB (rechts) interpretiert wird.

In all diesen Fällen helfen aber leider nur aktuelle Geräte und Software sowie eine Kalibrierung. Letztere ist bei manchen Geräten manchmal ab Werk vorhanden und ist für unsere Kunden zur Ansicht häufig ausreichend, damit die Farben in etwa den tatsächlichen Werten entsprechen.