Die moderne Pferdethermografie hat sich zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der equinen Diagnostik entwickelt, das die charakteristischen Wärmeverteilungsmuster am Pferdekörper nutzt, um Rückschlüsse auf die Gesundheit und Funktion anatomischer Strukturen zu ziehen. Die thermografische Untersuchung basiert auf den fundamentalen physiologischen Prinzipien der Wärmeerzeugung und -verteilung im Organismus, wobei die einzigartige Anatomie vom Pferd spezifische thermische Signaturen hervorbringt. Das Verständnis der zugrundeliegenden anatomischen Strukturen und ihrer thermischen Eigenschaften bildet die Grundlage für eine kompetente Interpretation thermografischer Befunde. Diese Methode ermöglicht es, sowohl akute als auch chronische Veränderungen am Bewegungsapparat, dem Kreislaufsystem und anderen Organsystemen zu detektieren, noch bevor klinische Symptome manifest werden.
Die wissenschaftliche Grundlage der equinen Thermografie wird durch umfangreiche Forschung unterstützt. Grundlage ist immer die Auswahl der richtigen Technik, die passende Vorbereitung des Pferdes sowie ein tiefes Verständnis der beteiligten anatomischen, biologischen und physikalischen Prozesse.
Physiologische Prinzipien der Wärmeerzeugung und -regulation
Zelluläre Energieproduktion und Thermogenese
Die Körpertemperatur eines Pferdes wird durch ein faszinierendes Zusammenspiel verschiedener anatomischer Systeme reguliert. Die kontinuierliche Wärmeerzeugung im Pferdekörper resultiert aus dem Stoffwechselprozess, bei dem Nährstoffe durch oxidativen Abbau in Energie umgewandelt werden. Während der Glykolyse wird Glukose zu Pyruvat abgebaut, wobei bereits erstes Adenosintriphosphat (ATP) sowie energiereiche Carrier-Moleküle entstehen. In den Mitochondrien erfolgt die weitere Umwandlung zu Acetyl-Coenzym A durch oxidative Decarboxylierung. Der Citratzyklus wandelt das Acetyl-Coenzym A in Carrier-Moleküle um, deren gespeicherte Energie in der Atmungskette zur ATP-Produktion genutzt wird. Ein entscheidender Aspekt dieser Energiegewinnung ist, dass nicht alle Energie zur ATP-Synthese verwendet wird – ein Teil wird durch Protonenleckkanäle als Wärme freigesetzt. Diese Thermogenese ist besonders in Geweben mit hoher mitochondrialer Aktivität wie Muskel- und braunem Fettgewebe ausgeprägt. Das Protein Thermogenin (UCP1) ermöglicht es den Mitochondrien, in Notsituationen die Nährstoffenergie direkt in Wärme umzuwandeln, wodurch die Wärmeerzeugung maximiert wird. Fettsäuren stellen eine weitere wichtige Energiequelle dar und liefern mehr Energie pro Molekül als Glukose.
Wärmetransport im equinen Körper
Das Herz-Kreislauf-System spielt eine zentrale Rolle bei der Temperaturregulation, da es durch die Regulation der Durchblutung maßgeblich die Oberflächentemperatur beeinflusst. Das Pferdeherz, ein Muskel von etwa vier Kilogramm Gewicht, pumpt kontinuierlich Blut durch ein weitverzweigtes Netzwerk aus Arterien und Venen. Die Hufpumpe unterstützt effektiv das Herz bei der Blutzirkulation und stellt einen wichtigen Baustein im Kreislaufsystem dar. Bei jedem Schritt wird durch den Druck auf die Hufsohle Blut aus dem Huf nach oben gepumpt. Der Wärmetransport erfolgt primär durch Konvektion, bei der Wärme entlang eines Temperaturgradienten von Organen und Muskeln mit dem vorbeistromenden Blut ausgetauscht wird. Die Menge der Wärmeabgabe nimmt dabei mit zunehmender Temperaturdifferenz zu. Das Blut durchströmt den gesamten Körper und transportiert die Wärme schnell an jeden Ort. Die Steuerung des Blutflusses erfolgt durch Erhöhung des Herzdurchflusses und Umverteilung des vorhandenen Blutstromes. Bei warmen Umgebungstemperaturen erweitern sich die Blutgefäße (Vasodilatation), was zu einer erhöhten Durchblutung und Wärmeabgabe führt. Bei Kälte werden die Gefäße verengt (Vasokonstriktion), um die Wärmeabgabe zu reduzieren. Unter Wärmestress erfolgt die Umverteilung des Blutes von den Organen zur Haut. In der Muskulatur können während anstrengender Übungen beträchtliche Temperaturanstiege auftreten, was zu einer deutlichen Erhöhung der Muskeldurchblutung führt. Die biomechanische Forschung bei Pferden zeigt die komplexen Zusammenhänge zwischen Bewegung, Belastung und physiologischen Anpassungen.
Mechanismen der Wärmeabgabe
Für den Wärmeaustausch mit der Umgebung über die Haut existieren vier relevante Prinzipien. Konvektion tauscht Wärme über den Temperaturunterschied zwischen Haut und umströmender Luft aus, wobei Wind die Konvektion erhöht und das Fell als natürliche Barriere fungiert. Evaporation ist verantwortlich für einen geringen Anteil der Wärmeabgabe in Ruhe und einen höheren Anteil unter Trainingsregime. Wenn Pferde schwitzen, verdunstet der Schweiß von der Haut und entzieht dem Körper dabei Wärme. Die Wärmestrahlung nutzt die Thermografie zur Messung der Oberflächentemperatur. Die durch Temperatur angeregten Teilchen der Haut geben überschüssige Energie in Form von Infrarotstrahlung ab. Die Stärke der Strahlung hängt nach dem Stefan-Boltzmannschen Strahlungsgesetz vom Emissionskoeffizienten der Oberfläche und deren Temperatur ab. Die Haut von Säugetieren emittiert die meiste Strahlung im Wellenlängenbereich von 5-15 μm, weshalb in der Tierthermografie hauptsächlich die Mittel-Infrarot-Strahlung genutzt wird. Diese physikalischen Prinzipien bilden die Grundlage für die thermische Bildgebung in der Veterinärmedizin.

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Anatomie vom Pferd
Systematische Körperregionen
Die systematische thermografische Untersuchung gliedert den Pferdekörper in fünf Hauptregionen, die jeweils spezifische diagnostische Möglichkeiten bieten. Diese Einteilung umfasst Kopf und Hals, Vorderbeine und Schulter, Rücken und Wirbelsäule, Becken und Hinterhand sowie Hinterbeine und Hufe. Diese Standardisierung ermöglicht eine reproduzierbare Befunderhebung, die für die klinische Anwendung unerlässlich ist. Jede Region zeigt charakteristische thermische Eigenschaften, die auf der zugrundeliegenden Anatomie basieren. Die kühlsten Bereiche befinden sich typischerweise an den distalen Extremitäten, wo hauptsächlich Sehnen und Bänder mit geringerer Durchblutung vorherrschen. Die wärmsten Zonen finden sich am Kopf und Hals, wo eine reiche Muskulatur und dünnes Fell optimale Bedingungen für die Wärmeabstrahlung schaffen. Die Wärmeverteilung am Pferdekörper folgt anatomischen Gesetzmäßigkeiten, die für die thermografische Diagnostik von entscheidender Bedeutung sind. Verschiedene Körperregionen weisen charakteristische Temperaturprofile auf, die bei gesunden Pferden relativ konstante Muster zeigen. Diese natürliche thermische Symmetrie bildet die Grundlage für die Erkennung pathologischer Veränderungen.
Haut und deren thermische Eigenschaften
Die Haut des Pferdes ist in drei Schichten unterteilt: Epidermis, Dermis und Subkutis. Die Epidermis besteht aus einem stratifizierten, keratinisierten Plattenepithel und ist dort, wo die Haut behaart ist, relativ dünn. Die Dermis unterteilt sich in eine papilläre und eine retikuläre Schicht und enthält Blutgefäße und Nerven. Die Blutgefäße haben neben der Nährstoffversorgung eine nicht unerhebliche thermoregulatorische Funktion. Das Subkutis besteht aus lockerem Bindegewebe mit Fettzellen, die beim Pferd gelblich und ölig sind, sowie größeren Blutgefäßen. Die sympathische Innervation der Blutgefäße und Schweißdrüsen steht im Zusammenhang mit der Thermoregulation und spiegelt verschiedene Erregungszustände wider. Die Haut wird dadurch zum größten Sinnesorgan des Körpers mit verschiedenen spezialisierten Rezeptoren für Druck, Spannung und Bewegung. Die behaarte Haut ist charakterisiert durch die Trias aus Haar, Talgdrüse und apokriner Schweißdrüse. Die Haare werden in Langhaare (Schopf, Mähne, Schweif), Deckhaare und Wollhaare unterschieden.
Die Vorhand: Kopf, Hals und Schulterbereich

Kopf: Der Pferdekopf beherbergt etwa 40 Muskeln, die für eine Vielzahl von Funktionen zuständig sind – von der Futteraufnahme über die Mimik bis hin zur Thermoregulation. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln, wobei der erste Wirbel (Atlas) die bewegliche Verbindung zum Schädel bildet. Diese anatomische Konstruktion ermöglicht dem Pferd eine außergewöhnliche Beweglichkeit des Kopfes in alle Richtungen. Der Schädel setzt sich aus vielen Knochen zusammen, die im Laufe des Alters verwachsen. Der Unterkiefer ist über das Kiefergelenk flexibel mit dem Oberkiefer verbunden. Die Augen liegen geschützt von Orbitalknochen im Schädel. Die anatomische Komplexität des Kopfes mit seinen hochspezialisierten Sinnesorganen und der reichen Vaskularisation macht ihn zu einer der thermografisch aktivsten Körperregionen. Der Kopf des Pferdes zeigt charakteristische Temperaturmuster, die von der hohen Durchblutung und Stoffwechselaktivität geprägt sind. Die Augen, Ohren, Nasenhöhle und das Maul weisen aufgrund ihrer physiologischen Funktionen erhöhte Temperaturen auf. Die dünne Haut in diesen Bereichen begünstigt die Wärmeabstrahlung und macht subtile Veränderungen im Stoffwechsel sichtbar. Thermografisch lassen sich Zahnprobleme, Sinusitis oder neurologische Störungen frühzeitig erkennen, noch bevor klinische Symptome auftreten. Die Augentemperatur wird besonders zur Stressmessung genutzt, da dieser Bereich gut kapillar durchblutet und daher anfällig für stressbedingte Durchblutungsveränderungen ist.
Hals: Der Hals verbindet als muskulöse Struktur den Kopf mit dem Rumpf und zeigt komplexe Temperaturverteilungen. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln, beginnend mit Atlas und Axis bis vor die Schulter. Sie ist flexibel und für Hals- und Kopfhaltung verantwortlich, wobei der Atlas das Nicken des Kopfes und der Axis das Links-Rechts-Schütteln ermöglicht. Die umgebende Muskulatur reagiert sensitiv auf Verspannungen, Blockaden oder Entzündungsprozesse und zeigt bei Dysfunktionen charakteristische Wärmemuster.
Schulter: Die Schulterregion ist biomechanisch von enormer Bedeutung für die Bewegung des Pferdes. Das Vorderbein des Pferdes ist lediglich über Bänder und Muskeln mit dem Körper verbunden – es gibt keine knöcherne Gelenkverbindung wie beim Menschen. Im Stand liegt ein Großteil des Pferdegewichts auf den Vorderbeinen, die in der Bewegung einen erheblichen Teil des Kontaktschocks auffangen. Der Schulterknochen ist flach und gleitet über den Rippenkäfig, wobei er die Schrittlänge maßgeblich bestimmt. Das Schultergelenk verbindet den Schulterknochen mit dem Oberarm und liegt im Pferdetorso. Die Bewegung wird von der Muskulatur mit langen Sehnen an die Knochen übertragen, wobei deren Länge und Lage sie anfällig für Verletzungen macht. Das Schulterblatt und die umgebende Muskulatur bilden ein komplexes System, das thermografisch detailliert darstellbar ist. Moderne thermografische Untersuchungen können selbst minimale Druckstellen erkennen, lange bevor sie für die Hand tastbar werden oder äußerlich sichtbar sind. Der Widerrist als höchster Punkt des Rückens dient nicht nur als anatomischer Referenzpunkt, sondern zeigt auch spezifische Temperaturmuster bei Sattelpassungsproblemen. Die biomechanischen Prinzipien der Pferdebewegung verdeutlichen die Bedeutung der Vorderhand für die Gesamtleistung des Pferdes.
Vorderbein: Die Vorderbeine des Pferdes zeigen aufgrund ihrer anatomischen Besonderheiten charakteristische thermografische Eigenschaften. Im Gegensatz zu anderen Säugetieren sind die Vorderbeine lediglich über Bänder und Muskeln mit dem Körper verbunden – es gibt keine knöcherne Gelenkverbindung. Diese Konstruktion macht sie besonders anfällig für Verletzungen der langen Sehnen, die die Bewegung von der Muskulatur an die Knochen übertragen. Das Hauptaugenmerk der thermografischen Untersuchung liegt auf der Region zwischen dem Karpalgelenk und der Hufsohle. Durch die kaum vorhandene Muskulatur der unteren Beine können Sehnen und Bänder thermografisch klar identifiziert werden. Die wärmsten Bereiche finden sich entlang der Venen und Arterien, wobei der Kronrand immer am wärmsten ist. Die Durchblutung der Beine ist von der Seite besonders zuverlässig darstellbar. Evolutionsbedingt hat sich das Pferd mit Fokus auf Geschwindigkeit entwickelt, weshalb die Beine relativ leicht sind. Infolgedessen findet sich nur am oberen Teil des Beines oberhalb des Karpalgelenks Muskulatur. Das Wärmebild des unteren Bereichs wird daher stark von den Blutbahnen geprägt, die auf Thermografien deutlich zu sehen sind. Der Temperaturunterschied zwischen Körper und Beinen nimmt mit fallender Umgebungstemperatur zu, was bei der Interpretation der thermografischen Befunde berücksichtigt werden muss.
Die Mittelhand: Rumpf und Wirbelsäule

Die Pferdewirbelsäule stellt ein komplexes biomechanisches System dar, das aus verschiedenen Abschnitten mit unterschiedlichen Funktionen besteht. Sie setzt sich zusammen aus sieben Halswirbeln, üblicherweise 18 Brustwirbeln, sechs Lendenwirbeln, fünf verwachsenen Kreuzwirbeln und 20-22 Schwanzwirbeln. Diese Struktur muss nicht nur das beträchtliche Eigengewicht des Pferdes tragen, sondern auch als Verbindungsglied zwischen Vorder- und Hinterhand fungieren. Die Wirbelsäule zeigt charakteristische anatomische Krümmungen, die thermografisch von großer Bedeutung sind. Die Halswirbelsäule umfasst sieben Wirbel am Kopfansatz und ist flexibel für Hals- und Kopfhaltung verantwortlich. Die Brustwirbelsäule besteht aus 18 Wirbeln bis zum Ende der Sattellage mit verhältnismäßig wenig Bewegungsfreiraum, ist aber durch den Reiter belastbar und mit acht echten und neun falschen Rippen verbunden.bDie Lendenwirbelsäule umfasst fünf bis sieben Wirbel vom Ende der Sattellage bis zur Hüfte und ist flexibel und beweglich. Sie ist zentral für das Tragen des Eigengewichts des Pferdes. Die Sakralwirbelsäule besteht aus fünf mit etwa vier bis fünf Jahren verschmolzenen Wirbeln hinter dem Hüftknochen und bildet die Verbindung zwischen Pferdebecken und Wirbelsäule. Der wichtigste Rückenmuskel, der M. longissimus dorsi, verläuft beidseitig der Wirbelsäule und zeigt bei Überlastung oder Verspannungen charakteristische Wärmemuster. Diese Muskelgruppe macht einen erheblichen Anteil der Gesamtmuskulatur aus und reagiert empfindlich auf biomechanische Störungen. Der Rumpf beherbergt über 100 Muskeln, die für Stabilität und Bewegung sorgen. Die Rückenmuskulatur arbeitet in komplexen Muskelketten zusammen, wobei jeder Muskel sowohl Agonisten als auch Antagonisten besitzt. Das gesunde Pferd zeigt eine gleichmäßige Wärmeabgabe entlang der Wirbelsäule und auf beiden Seiten neben der Wirbelsäule. Die Wirbelsäule sollte dabei nicht übermäßig wärmer als die umliegende Muskulatur sein. Ausdauerndes schweres Training erhöht die Durchblutung entlang der Wirbelsäule, sodass diese in Ruhe moderat wärmer als das umliegende Gewebe sein kann. Die Sattelauflage ist ein besonders kritischer Bereich für die thermografische Untersuchung. Hier können selbst minimale Passungsfehler zu deutlichen Temperaturveränderungen führen. Die Thermografie nach dem Reiten zeigt sowohl akute Druckstellen als auch langfristige Anpassungsreaktionen des Gewebes. Nicht passende Sättel zeigen eine ungleichmäßige Wärmeverteilung am Rücken und damit Belastung des Pferdes. Die Brustwirbel sind bei Sportpferden durch die konstante Belastung, schlechte Reitweise oder einen schiefen Sitz oft wärmer als andere Bereiche der Wirbelsäule. Ein überbrückender Sattel, der in der Mitte keinen Kontakt hat, oder ein schief liegender Sattel mit ungleichmäßiger Polsterung zeigt charakteristische thermografische Muster. Obwohl die Thermografie keine direkten Aussagen über innere Organe ermöglicht, können Entzündungsprozesse im Bereich der Rippen oder des Zwerchfells indirekt dargestellt werden. Diese objektive Beurteilung ist wertvoll für Sattler, Trainer und Pferdebesitzer und geht weit über subjektive Einschätzungen hinaus.
Die Hinterhand: Motor der Bewegung

Die Hinterhand bildet den “Motor” des Pferdes und ist entsprechend kraftvoll konstruiert. Sie besteht aus besonders starken Knochen und einer ausgeprägten Muskulatur, die für den Vorschub des gesamten Pferdekörpers verantwortlich ist. Die Hinterbeine sind über die Beckenknochen und das Iliosakralgelenk fest mit der Wirbelsäule verbunden, was entscheidend für die Kraftübertragung vom Hinterbein auf den Rumpf ist. Die Hintergliedmaßen verfügen über 66 Muskeln – deutlich mehr als die Vorderbeine. Im Sportpferd wird durch Training ein Teil des Gewichts von den Vorderbeinen auf die Hinterbeine verlagert.
Becken: Das Becken des Pferdes besteht aus den paarigen Darmbein-, Sitzbein- und Schambeinplatten, die während der Entwicklung miteinander verschmelzen. Sie bilden eine stabile Basis für die Kraftübertragung und gleichzeitig einen Schutz für die inneren Organe. Die wichtigsten Muskeln der Kruppe wie der M. gluteus, M. biceps femoris, M. semitendinosus und M. semimembranosus bilden ein komplexes System, das thermografisch detailliert darstellbar ist. Diese Muskelgruppen reagieren sensitiv auf Überbelastung oder Dysfunktionen und zeigen entsprechende Temperaturveränderungen. Das Kreuz-Darmbein-Gelenk (ISG) ist eine häufige Problemzone, die bei Blockaden charakteristische Wärmemuster zeigt. Diese Gelenkverbindung überträgt die gesamte Schubkraft der Hinterbeine auf den Rumpf. Die Muskulatur der Hinterhand arbeitet in komplexen Bewegungsmustern zusammen, wobei Asymmetrien oder Überlastungen einzelner Muskelgruppen zu charakteristischen thermischen Veränderungen führen. Der wärmste Bereich ist aufgrund des kürzeren Fells an den Flanken lokalisiert.
Hinterbein: Die Hinterbeine beginnen am höchsten Punkt der Kruppe mit der Hüfte. Während die Hinterbeine im oberen Bereich von den Vorderbeinen abweichen, ist der Teil unterhalb des Tarsalgelenks praktisch identisch. Die Hinterbeine weisen aufgrund ihrer Funktion als Schubgeneratoren besondere thermografische Eigenschaften auf. Das Sprunggelenk als komplexe Gelenkstruktur zeigt bei Arthritis, Arthrose oder Überlastung deutliche Temperaturveränderungen. Die mehreren kleinen Knochen des Sprunggelenks ermöglichen eine präzise Lokalisierung von Problemen durch die thermografische Untersuchung. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Region zwischen dem Tarsalgelenk und der Hufsohle, wobei durch die kaum vorhandene Muskulatur der unteren Beine Sehnen und Bänder klar identifiziert werden können. Besonders wertvoll ist die Möglichkeit, zwischen akuten und chronischen Prozessen zu unterscheiden. Während akute Entzündungen wärmere Temperaturmuster zeigen, manifestieren sich chronische Veränderungen oft durch kühlere Bereiche. Diese Differenzierung ist entscheidend für die Wahl der geeigneten Therapie und kann den Heilungsverlauf maßgeblich beeinflussen. Die biomechanische Analyse der Pferdebewegung zeigt die wissenschaftlichen Grundlagen für das Verständnis der Hinterhandfunktion.
Herz-Kreislauf-System und Durchblutung

Das Herz-Kreislauf-System beeinflusst fundamental alle thermografischen Messungen. Das Pferdeherz kann seine Frequenz von Ruhe bis Maximalbelastung um mehr als das Zehnfache steigern und Herzfrequenzen zwischen 20 und 240 Schlägen pro Minute ermöglichen. Arterien führen sauerstoffreiches Blut vom Herzen weg und zeigen erhöhte Temperaturen, während Venen das sauerstoffarme Blut zurückführen. Das Blut transportiert nicht nur Sauerstoff und Nährstoffe, sondern auch Wärme im Körper. Diese Wärmeverteilung ist thermografisch gut darstellbar und gibt Aufschluss über die Funktionsfähigkeit des Kreislaufsystems. Die Gefäßerweiterung bei erhöhten Temperaturen führt zu einer verstärkten Hautdurchblutung, was thermografisch als wärmeres Muster sichtbar wird. Die wärmsten Bereiche finden sich entlang der Venen und Arterien, wobei der Kronrand immer am wärmsten ist. Zwischen den Beinen sollten Unterschiede minimal betragen. Die Durchblutung der Beine ist von der Seite sehr zuverlässig darstellbar. Der Temperaturunterschied zwischen Körper und Beinen nimmt mit fallender Umgebungstemperatur zu. Die Milz als wichtiger Blutspeicher kann bei Belastung zusätzliche rote Blutkörperchen freisetzen und so die Sauerstofftransportkapazität verdoppeln. Diese Anpassung ist indirekt auch thermografisch erkennbar. Besonders bei Sportpferden zeigen sich charakteristische Muster, die auf die Leistungsfähigkeit des Kreislaufsystems schließen lassen.
Nervensystem und neurologische Aspekte

Das Nervensystem zeigt spezifische thermografische Signaturen bei Dysfunktionen. Das Zentralnervensystem mit Gehirn und Rückenmark beeinflusst über das autonome Nervensystem die Thermoregulation. Das sympathische Nervensystem aktiviert bei Stress den Körper und führt zu charakteristischen Temperaturmustern. Das parasympathische Nervensystem entspannt den Körper und zeigt entgegengesetzte thermografische Effekte.Eine reduzierte Oberflächentemperatur mit einer deutlichen Abweichung kann eine Folge von Thrombosen, Schwellungen oder dichtem Narbengewebe sein, welche die Durchblutung stören. Auch Blockaden der Reizübertragung entlang der zuführenden efferenten Nervenbahnen oder Nervenentzündungen können die Durchblutung durch eine verringerte Muskelaktivität negativ beeinflussen. Neurologische Störungen können sich auf verschiedene Weise thermografisch manifestieren. Kompressionen von Nervenwurzeln an der Wirbelsäule zeigen oft lokale Temperaturveränderungen. Periphere Nervenläsionen führen zu charakteristischen Mustern im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs. Diese thermografischen Erkenntnisse sind besonders wertvoll bei unklaren Lahmheiten, deren Ursache nicht offensichtlich ist und helfen bei der zielgerichteten Therapieplanung.

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